Wohnarmut nirgends so hoch wie in Bremen
Paritätische Studie: 33 Prozent aller Bremer*innen betroffen – Tendenz steigend
Medieninformation
Berlin/Bremen, 09.12.2025. Bremen ist bundesweit am stärksten von Wohnarmut betroffen. Das zeigt eine neue Studie des Paritätischen Gesamtverbandes, bei der die Wohnkosten (Warmmiete und Strom) vom verfügbaren Einkommen abgezogen werden, um die tatsächliche Armutsbetroffenheit präziser abzubilden. Nach wie vor an der Spitze ist das Land Bremen: 33,4 Prozent der Menschen im Land Bremen waren laut der Studie 2024 von Wohnarmut betroffen, das entspricht rund 224.000 Menschen. Für den Paritätischen Bremen erneut ein Alarmsignal:
„Die Zahlen zeigen, dass die Wohnkosten in Bremen die Armut noch verstärken. Wohnen ist längst zu einem entscheidenden Armutsfaktor geworden, der zunehmend auch die Mittelschicht betrifft und zum Existenzrisiko wird“, sagt Joachim Schuster, Verbandsratsvorsitzender des Paritätischen Bremen.
Mit dem Fokus auf die wohnkostenbereinigte Einkommensarmut offenbart die Studie ein deutlich realistischeres Bild der sozialen Lage in Deutschland: Bundesweit gelten dann nicht mehr 13 Millionen, sondern 18,4 Millionen Menschen als arm*. 2024 waren 22,3 Prozent der Bevölkerung von Wohnarmut betroffen – ein erneuter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2023: 21,2 Prozent). Das heißt auch: Bei 5,4 Millionen Menschen, die bisher nicht als arm galten, sind die Wohnkosten so hoch, dass das verbleibende Einkommen unter die Armutsgrenze fällt.
Besonders betroffen sind junge Erwachsene unter 25 Jahren, ältere Menschen über 65 Jahren, Familien mit vielen Kindern und Alleinerziehende. Auch bei Paaren mit drei oder mehr Kindern liegt die Quote bei alarmierenden 31 Prozent.
Im Bundesvergleich wird Bremen (33,4 %) gefolgt von Sachsen-Anhalt (28 %), Hamburg (25,9 %) und Berlin (24,6 %). Am wenigsten von Wohnarmut betroffen ist Bayern (18,1 %). „Die Verlängerung der Mietpreisbremse des Senats für die Stadt Bremen ist ein gutes und wichtiges Signal, aber die steigenden Zahlen zeigen, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen. Wir brauchen gezielte Förderung von bezahlbarem Wohnraum und weniger Belastung für die Mieter*innen“, so Joachim Schuster.
Ein weiterer Faktor der Wohnkostenkrise, der in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird, sind laut Joachim Schuster steigende Warmmieten – insbesondere durch energetische Sanierungen und steigende CO2-Preise. Er fordert daher eine grundlegende Kurskorrektur: „Was wir dringend brauchen, ist eine Warmmieten-Neutralität auch bei energetischen Sanierungen“, so Joachim Schuster.
Weil energetische Maßnahmen nach jetzigem Recht als Modernisierung gelten, dürfen Vermieter die Kosten anteilig auf die Mieter umlegen – während die Einsparungen durch den gesunkenen Energieverbrauch deutlich geringer ausfallen und erst viel später greifen. Das führe unterm Strich zu steigenden Warmmieten und verschärfe die Wohnkostenkrise weiter, so Schuster. Aus Sicht des Paritätischen Bremen braucht es daher klare politische Leitplanken:
- Umlage der Kosten über deutlich längere Zeiträume
- Begrenzung des umlagefähigen Anteils für Vermieter
- Staatliche Zuschüsse, damit Klimaschutz nicht zur Armutsfalle wird
Die Studie des Paritätischen basiert auf einer Sonderauswertung offizieller Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2024.
* Als arm bzw. armutsgefährdet gilt in Deutschland, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens zur Verfügung hat. 2024 lag diese Armutsgefährdungsschwelle in Deutschland für eine alleinlebende Person bei 1.381 Euro im Monat.
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Zahlen für Bremen
- Wohnkostenbereinigte Armutsquote in Bremen 2024: 224.000 Menschen (33,4%)
- Konventionelle Armutsquote in Bremen 2024: 177.000 Menschen (29,5 %)
- Wohnkostenbereinigte Armutsquote in Bremen 2023: 197.000 Menschen (29,3 %)
Wohnarmut-Studie als PDF
Mieten fressen Einkommen: Paritätischer Bericht zur Wohnarmut (9.12.2025) (2,3 MiB)