Paritätische Studie: Höchste Wohnarmut in Bremen

Bericht von buten un binnen am 13.11.2024

www.butenunbinnen.de/nachrichten/wohnarmut-bremen-studie-100.html

 

Bremen auf Platz 1: Fast 30% aller Bremer*innen von Wohnarmut betroffen

Medieninformation

Berlin/Bremen, 13.12.2024. Die Paritätische Forschungsstelle hat heute eine Expertise zur Wohnarmut in Deutschland veröffentlicht, deren Ergebnisse alarmieren: In Deutschland leben deutlich mehr Menschen in Armut als angenommen. Erstmals wurden die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten (Warmmiete und Strom) berücksichtigt, wodurch ein bislang unsichtbares Ausmaß an Armut sichtbar wird: 2023 waren in Deutschland 21,2 Prozent (über 17,5 Millionen Menschen) von Wohnarmut betroffen, das sind 5,4 Millionen mehr Armutsbetroffene als nach konventioneller Berechnung.

Trauriger Spitzenreiter ist das Land Bremen. Hier sind 29,3 Prozent der Bevölkerung von Wohnarmut betroffen, das entspricht rund 197.000 Menschen. Zum Vergleich: Hamburg kommt auf eine wohnkostenbereinigte Armutsquote von 26,8 Prozent, Berlin liegt bei 20,8 Prozent. Die wenigsten Menschen in Wohnarmut leben in Bayern (16,3 Prozent). In hohem Maße sind alleinstehende Rentner*innen und Alleinerziehende von Armut betroffen (siehe Studie, S. 9/10). Als arm gilt in Deutschland, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens zur Verfügung hat, inklusive aller Leistungen wie Wohngeld, Kindergeld etc.

Beim Paritätischen Bremen ist man wenig überrascht von den Zahlen, da sie das bestätigen, was sich in Bremen seit Jahren zeigt: Armut ist kein alleiniges Problem von Arbeitslosigkeit. Von Armut sind auch immer mehr Erwerbstätige mit geringem Einkommen betroffen, bedingt durch eine hohe Teilzeitquote und den steigenden Anteil von Beschäftigten im Niedriglohnsektor).

Joachim Schuster, neuer Verbandsratsvorsitzende des Paritätischen Bremen:

„Die wachsende Spaltung zwischen arm und reich ist unerträglich. Die Zahlen zeigen, dass Armut zunehmend Erwerbstätige trifft, bei denen die Miete größere Teile des Einkommens schluckt. Wirksame Abhilfe schaffen hier nur eine Erhöhung des Mindestlohns, eine bundesweite effektive Mietpreisbremse ohne Schlupflöcher und ein Mietendeckel. Wir halten eine Kappungsgrenze für angespannte Wohnlagen auf 10 Prozent für dringend erforderlich, um Mieter*innen vor unverhältnismäßigen Mieterhöhungen zu schützen.“

Birgitt Pfeiffer, Vorständin des Paritätischen Bremen:

„Soziale Wohnraumförderung darf in keinem Fall der aktuellen Sparpolitik zum Opfer fallen! Die Zahlen zeigen auch, dass die wohnungspolitischen Anstrengungen des Senats in die richtige Richtung gehen: In Bremen haben wir zwar die höchste Wohnarmut aber im Verhältnis schlagen hier die Wohnkosten nicht so stark in Gewicht, wie etwa in Hamburg, das unter Berücksichtigung der enorm hohen Wohn- und Mietkosten, eine Wohnarmutsquote von 26,8 % Prozent im Vergleich zur konventionellen Armutsquote (15 %) aufweist. Dennoch müssen wir die Anstrengungen hochhalten, um armutsgefährdende Faktoren gezielt auf politischer Ebene zu bekämpfen.“ (Zahlen siehe Studie, S. 8).

Die Expertise basiert auf einer Sonderauswertung durch das Statistische Bundesamt: Im Jahr 2023 wurden 26.500 Haushalt mit rund 74.000 Personen befragt. Sie berücksichtigen erstmals die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Wohnkosten (Warmmiete und Strom). Details zur Methodik siehe Studie, S. 23f.

Weitere Informationen: www.der-paritaetische.de/wohnarmut

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