Bildungsversprechen in Gefahr - Paritätischer fordert Mindestqualifikation ungelernter Kita-Kräfte

“Die Pläne des Bildungsressorts, ungelernte Kräfte in Kitas einzusetzen, bedeutet eine gewaltige Beschneidung der Ambitionen an  frühkindliche Bildung.”

Medieninformation

Bremen, 6. November 2024. Im Paritätischen Wohlfahrtsverband Bremen lösen die Pläne der Bremer Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Aulepp, in der Kindertagesbetreuung ungelernte Kräfte einzusetzen, gemischte Gefühle aus. Unter dem Dach des Paritätischen Bremen sind rund 50 Kita-Träger und Elternvereine mit ca. 5000 Kita- und Krippenplätzen organisiert.

„Man stelle sich vor, handwerkliche Dienstleistungen werden in die Hände von Laien gegeben, die nur auf Zuruf von Fachkräften Heizungen montieren, Autos reparieren oder Dächer decken. In der Kindertagesbetreuung soll das bald möglich sein. Und das im Land Bremen, mit der größten Kinderarmut und einem immer wieder formulierten Versprechen von Aufstieg durch Bildung. Jeglicher Anspruch an das Prinzip ‚nur die Besten für die Kleinsten‘ scheint hier aufgegeben zu werden“, so die Vorständin des Paritätischen Bremen, Birgitt Pfeiffer.

Hinter der geplanten Flexibilisierung des Personaleinsatzes steckt laut Paritätischem Bremen zudem eine gewaltige Beschneidung der Ambitionen an frühkindliche Bildung. Kitas stünden auch unter dem Druck der Eltern, den Möglichkeiten zur Flexibilisierung des Personaleinsatzes in unterversorgten Quartieren Folge leisten zu müssen.
„Der Druck aus Arbeitswelt und Familien ist groß, und der Fachkräftemangel in pädagogischen Berufen auch bei allen Anstrengungen kaum auszugleichen. Den Preis zahlen Kinder aus bildungsfernen Familien und am Ende wir alle, weil die Einlösung des Versprechens vom Aufstieg durch Bildung vor allem in Krippe und Kita fundiert wird“, befürchtet Birgitt Pfeiffer.

Die Argumentation, ein Kita-Platz mit wenig Stunden sei besser als keiner bzw. nicht qualifiziertes Personal sei besser als unversorgte Kinder zuhause, ist dem Paritätischen nicht fremd. In einigen paritätischen Kitas empfindet man die mögliche Flexibilisierung auch als Erweiterung des Spielraums im Personaleinsatz und kann den Vorschlägen der Senatorin durchaus etwas abgewinnen. In anderen wird der damit einhergehend Qualitätsverlust als nicht hinnehmbar beklagt.

In einem sind sich aber alle einig: Dass die Senatorin unterhalb der qualitativen Ansprüche im frisch geänderten Kita-Gesetz in Niedersachen bleibt, wird als Schlag ins Gesicht der Fachkräfte empfunden. Daher fordern die Kitas unter dem Dach des Paritätischen Bremen eine Flexibilisierung mit Augenmaß. Klar muss sein, dass eine Mindestqualifikation der ungelernten Kräfte vor ihrem Einsatz erfolgen muss – mit der Vermittlung grundlegender Kenntnisse über die Entwicklung von Kindern, zum Thema Gewaltschutz sowie erste Hilfe am Kind. Weiterhin fordert der Paritätische, dass modular aufgebaute Qualifizierungen verpflichtend vorgehalten werden, die ähnlich wie in Niedersachsen weitergehende Fortbildungen und damit am Ende qualifizierte berufliche Aufstiege ermöglichen.

Zurück