Große Mehrheit für Pflegevollversicherung
Die jüngste Pflege-Reform der Bundesregierung ist nicht geeignet, um das Problem der immer weiter steigenden Kosten in den Griff zu bekommen. Derzeit fallen für Pflegebedürftige, die bis zu zwölf Monate im Pflegeheim versorgt werden, im Durchschnitt jeden Monat rund 2.700 Euro an, die sie selbst aufbringen müssen. Pflegebedürftigkeit ist damit inzwischen ein echtes Armutsrisiko. Ein breites Bündnis aus Sozial-, Wohlfahrts- und Pflegeverbänden sowie Gewerkschaften hat sich deshalb zusammengetan, um für die Lösung des Problems der steigenden Zusatzkosten mit einer solidarischen Pflegevollversicherung zu werben.
“Wenn die Pflegeversicherung nicht endlich solidarisch ausgebaut wird, werden immer mehr Menschen von den hohen Kosten bei Pflegebedürftigkeit kalt erwischt. Pflegebedürftigkeit entwickelt sich immer mehr zu einer regelrechten Armutsfalle. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung die Pflegeversicherung aus der Sackgasse holt und den Menschen mit einer Pflegevollversicherung Sicherheit gibt.”
(Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer Paritätischer Gesamtverbandes)
Große Forsa-Umfrage in der Bevölkerung
Das Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung hat deshalb eine Umfrage zu den Einschätzungen in der Bevölkerung zu den Kosten der Pflege in Auftrag gegeben: Wie schätzen die Menschen die Zusatzkosten bei Pflegebedürftigkeit ein und wie stehen diese zu den tatsächlichen Kosten? Wie sind die tatsächlichen Kosten aus Sicht der Menschen zu bewerten und wie steht die Bevölkerung zur Frage der Finanzierung der Pflege?
Die repräsentative Umfrage (PDF) wurde vom 1. August bis 7. August 2023 vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Bündnisses für eine solidarische Pflegevollversicherung durchgeführt. Insgesamt wurden 1010 Personen ab 18 Jahre im Rahmen der Mehrthemenumfrage des repräsentativen Online-Befragungspanels forsa.Omninet befragt.
Kosten werden unterschätzt - nur 14 % glauben, Kosten stemmen zu können
Die Ergebnisse lassen aufhorchen: Eine große Mehrheit unterschätzt die Kosten, die Pflegebedürftige im Durchschnitt für die eigene Pflege in einem Pflegeheim pro Monat selbst aufbringen müssen, deutlich. Darüber informiert, dass Pflegebedürftige derzeit im ersten Jahr ihres Aufenthaltes in einem Pflegeheim durchschnitt lich rund 2.700 Euro pro Monat selbst aufbringen müssen und danach gefragt, ob sie glauben, im Pflegefall selbst eine solche Summe aufbringen zu können, geht nur eine kleine Minderheit der Befragten (14 Prozent) davon aus, die Kosten stemmen zu können.
Lediglich sechs Prozent der Befragten halten Zusatzkosten trotz Pflegeversicherung in dieser Höhe für angemessen. Vier von fünf Personen (81 Prozent) stimmen eher der Aussage zu, dass die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung so ausgebaut werden sollten, dass alle pflegebedingten Kosten von der Pflegeversicherung übernommen werden. Nur 14 Prozent stimmen der Aussage eher zu, dass diese nicht ausgebaut werden und Menschen individuell vorsorgen sollten.