Teilhabebericht 2022: Schwerpunkt Wohnsituation
Schwerpunkt des Paritätischen Teilhabeberichts 2022 ist die Wohnsituation von Menschen mit Behinderung. Er präsentiert Indikatoren zur allgemeinen Wohnsituation und baulichen Barrierefreiheit im Bereich des privaten Wohnens. Die eigene Wohnung und das Wohngebiet einer jeden Person sind zentrale Lebensmittelpunkte. Die eigenen vier Wände garantieren dabei nicht nur Privatheit und Schutz, sondern sind auch Rückzugsort und persönlicher Gestaltungsraum – eingebettet in den unmittelbaren Sozialraum des umgebenden Wohngebiets mit dessen infrastrukturellen Angeboten und Kontakten zur Nachbarschaft.
Zentrale Ergebnisse
- Menschen mit Behinderung leben doppelt so häufig in einer Sozialwohnung bzw. vergünstigtem Wohnraum wie Menschen ohne Behinderung (11,4 % im Vergleich zu 5,6 %).
- Menschen mit Behinderung geben eine höhere finanzielle Belastung durch Wohnkosten an als Menschen ohne Behinderung. Bei Betrachtung der sogenannten objektiven Wohnkosten auf Basis des Anteils der Mietkosten vom verfügbaren Haushaltsnettoeinkommen ergibt sich ein ähnliches Bild: Während Menschen mit Behinderung im Durchschnitt auf einen Mietkostenanteil von rund 36 Prozent kommen, beträgt jener von Menschen ohne Behinderung rund 31 Prozent.
- Nur ein Viertel (24,4 %) der Menschen mit Behinderung verfügt nach eigenen Angaben über eine altengerechte, barrierefreie Wohnausstattung; dies sind rund 9 Prozentpunkte mehr als bei Menschen ohne Behinderung (15,6 %).
- Lediglich 13,9 Prozent der Menschen mit Behinderung und 9,4 Prozent der Menschen ohne Behinderung haben einen Aufzug in ihrem Wohngebäude.
- Mangelnde Ebenerdigkeit und Schwellenlosigkeit gehören zu den größten Problemen der Barrierefreiheit: Nur jeweils unter 20 Prozent der Personen mit sowie ohne Behinderung geben an, ihre Wohnung bzw. das Wohngebäude ohne Stufen oder Schwellen betreten zu können oder eine ebenerdige Dusche zu besitzen
- Menschen mit Behinderung schätzen ihr Wohngebiet unsicherer ein als Menschen ohne Behinderung und äußern hier mehr Verbesserungsbedarf.
- 31,3 Prozent der Personen ohne Behinderung bewerten ihr Wohngebiet als „sehr gut“, während dieser Anteil bei Menschen mit Behinderung rund 10 Prozentpunkte geringer ausfällt (21,5 %). Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Einschätzung zur Außenwahrnehmung des Wohngebiets.
- Menschen mit Behinderung benötigen im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung länger zu Fuß zu spezifischen Einrichtungen im Wohngebiet wie bspw. Tagesstätten für Senior*innen und ältere Menschen sowie zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt.
Zentrale Forderungen
- Bezahlbaren barrierefreien Wohnraum gewährleisten.
- Wunsch- und Wahlrecht umsetzen und freie Wahl des Wohnortes garantieren.
- Wohn- und Lebensräume sichern, Ansprüche ausbauen.
- Eingliederungshilfe unabhängig von Einkommen und Vermögen gewähren.
- Inklusive Gesundheitsversorgung schaffen und sichern.
- Recht auf Teilhabe am Arbeitsleben für alle Menschen umsetzen.
- Flächendeckende, integrierte Versorgung vorantreiben.
- Regelsätze erhöhen.
Der Teilhabebericht 2022 steht aktuell als PDF-Datei und als Zusammenfassung in Leichter Sprache bereit.
Eine barrierefreie PDF und eine Version zum Anhören werden in Kürze hier zur Verfügung gestellt.