Paritätischer warnt: Mehr junge Menschen verschuldet
„Buy now – Inkasso später“ als Motto der Aktionswoche Schuldnerberatung
Medieninformation
Bremen, 7. Juni 2024. Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) ruft vom 10. bis zum 14. Juni zur „Aktionswoche Schuldnerberatung“ auf, um für das Thema „Überschuldung“ zu sensibilisieren. In diesem Jahr sind sogenannte „Buy now, pay later“-Angebote im Visier. Zahlreiche Firmen locken mit Angeboten, Produkte online zu bestellen und erst 30 Tage später oder in Raten zu bezahlen. Das Risiko, dabei in eine Schuldenfalle zu geraten, ist groß. Das Motto der Aktionswoche provoziert daher mit dem Titel „Buy now – Inkasso später“.
Der Paritätische Bremen, dem verschiedene Schuldnerberatungsstellen und das Fachzentrum Schuldenberatung angehören, fordert daher, für Anbieter solcher Angebote klare gesetzliche Transparenzregelungen zu schaffen. „Zinsen und Kosten bei Ratenkäufen dürfen nicht im Kleingedruckten stehen, sondern müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen. Da muss der Gesetzgeber tätig werden“, so Anja Stache vom Verein Bremische Straffälligenbetreuung und beim Paritätischen Bremen für das Thema Schuldenberatung zuständig.
Bremen ist das Bundesland mit der höchsten Überschuldungsquote Deutschlands. Dem „SchuldnerAtlas 2023“ von creditreform zufolge haben 12 Prozent der Bürger*innen im Land Bremen Zahlungsprobleme. Schuldnerberatungsstellen berichten vor allem von jungen Menschen, die versteckten Kreditangeboten verfallen. Auch die Zahlen von creditreform bestätigen, dass es in der jüngsten Altersgruppe (bis 29 Jahre) eine zunehmende Überschuldung gibt. Das Fachzentrum Schuldenberatung regt daher an, die finanzielle Allgemeinbildung als festen Bestandteil im Lehrplan an Schulen aufzunehmen: „Der Umgang mit Geld, Handy und Internet muss erlernt werden, ebenso sind Themen wie die erste eigene Wohnung, Girokonto und Kreditverträge wichtige Bausteine in der Lebensgestaltung“, so Sandra Gillert vom Fachzentrum Schuldenberatung. In Bremen seien bedauerlicherweise keine finanziellen Mittel für Präventionsarbeit vorgesehen.
Im Fall einer Überschuldung sei es für Betroffene wie für die Beratungsstellen oftmals schwierig, die aktuellen Forderungshöhen zu ermitteln. „Konkrete Zahlen werden oft erst ersichtlich, wenn die Forderung bereits über ein Inkasso-Unternehmen abgewickelt wird. Dafür können wiederum beachtliche Kosten anfallen. Für Betroffene allein ist eine Schuldenregulierung kaum möglich“, erklärt Gillert. Der Paritätische Bremen fordert daher, überschuldeten Menschen einen kostenlosen Zugang zur sozialen Schuldnerberatung zu ermöglichen. Im Land Bremen ist dieser in der Regel für Bürgergeld- oder Sozialhilfeempfangende möglich. Da es seitens des Jobcenters und des Amtes für Soziale Dienste jedoch einen Ermessensspielraum zur Kostenübernahme gibt, kommt es häufig zu Ablehnungen.
Bis November 2026 muss die 2023 in Kraft getretene Verbraucherkreditrichtlinie umgesetzt werden, die erstmals einen Rechtsanspruch auf eine kostenfreie Schuldnerberatung in den Mitgliedsstaaten der EU vorsieht. Der Paritätische Bremen begrüßt diese Richtlinie und fordert mit Blick auf die Überschuldungssituation in Bremen, schon früher kostenfreie Schuldnerberatung für alle zu ermöglichen. „Die bremischen Schuldnerberatungsstellen müssen dringend entlastet werden, da sie ohnehin mit bürokratischen Hürden sowie mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben“, so Birgitt Pfeiffer, Vorständin des Paritätischen Bremen.
Für Rückfragen wenden Sie sich gern an:
Sandra Gillert
Fachzentrum Schuldenberatung
Telefon: 0421 168168
gillert@fsb-bremen.de
Anja Stache
Verein Bremische Straffälligenbetreuung
Telefon: 0421 7 92 93 – 17
stache@vbs-bremen.de
Weitere Infos: www.aktionswoche-schuldnerberatung.de