Refugio überwindet Sprachbarrieren

Refugio startet Modellprojekt mit erleichtertem Zugang zu psychiatrischer und psychotherapeutischer Versorgung

Im Alltag von psychiatrischen und psychotherapeutischen Praxen wird vorrangig Deutsch als erste Sprache verwendet. Für geflüchtete Menschen, die noch kein Deutsch sprechen, ist deshalb der Zugang zu medizinischen oder psychotherapeutischen Behandlungen kaum möglich.

Um Menschen den Zugang zu erleichtern, startet Refugio Bremen ein vom Bremer Sozialressort finanziertes Projekt. Der Aufbau eines Vermittlungspools von Sprachmittler/innen für Psychotherapie und Psychiatrie und die Finanzierung der sprachlichen Begleitung und Unterstützung. „Nach Hamburg hat nun auch Bremen erstmals ein Modellprojekt für Sprachmittlung im Gesundheitsbereich geschaffen“, sagt Refugio-Mitarbeiter Marc Millies.

Der Verein Refugio bietet seit über 30 Jahren psychosoziale Beratung und psychotherapeutische Behandlung, mehrsprachig, kostenlos und vertraulich. Doch der Bedarf ist weit größer, viele Geflüchtete, oft auch Kinder und Familien können nicht behandelt werden. Deshalb ist es umso wichtiger, das auch niedergelassene Psychiater und Psychiaterinnen sowie Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen mit Unterstützung von Sprachmittler/innen geflüchtete Menschen aus Bremen und Bremerhaven jetzt behandeln können.

Neben der Erleichterung des Zugangs soll damit vor allem die Frühversorgung verbessert werden. „Sprache ist ein Therapiemittel und entscheidend für den Behandlungserfolg. Wenn sich Behandler/Behandlerinnen, Ärzte/Ärztinnen oder Psychotherapeut/Psychotherapeutinnen nur rudimentär mit den Patienten und Patientinnen in einer gemeinsamen Sprache austauschen können, bleibt vieles ungeklärt“, sagt Ingrid Koop, therapeutische Leiterin von Refugio. Viele Sprachmittelnde kennen zusätzlich auch die kulturellen Unterschiede. Das helfe oft, um bestimmte Zusammenhänge besser zu verstehen.

Das Modellprojekt wird von Refugio koordiniert und sichert durch ein einfaches Antragsverfahren die zügige Vermittlung und Durchführung. Aktuell setzt sich der Sprachmittlungspool aus 30 für den Versorgungsbereich Psychotherapie und Psychiatrie qualifizierten Sprachmittelnden zusammen. Im Pool vertreten ist eine Vielfalt von Sprachen, wie z.B. Farsi, Arabisch, Kurdisch oder Serbokroatisch.

Die besondere Situation der Corona-Pandemie betrifft natürlich aktuell auch das Angebot der Sprachmittelnden, von daher wird verstärkt mit Video- oder Telefonkontakten gearbeitet.

Für die Finanzierung im Jahr 2020 stehen 70.000 Euro zur Verfügung. Neben der Vermittlung von Sprachmittelnden wird auch die Bearbeitung von Anträgen auf Kostenübernahme, die Suche nach neuen Sprachmittler/Sprachmittlerinnen und vor allem auch die Durchführung von Fortbildungen und Supervision von Sprachmittelnden finanziert.

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