Kita-Bericht: Situation in Kitas hat sich verschlechtert

Inklusion auch in Bremen große Herausforderung

Medieninformation

Berlin/Bremen, 03.06.2024. Die aktuelle Situation in vielen Kindertageseinrichtungen ist besorgniserregend. Das zeigen die Ergebnisse einer Befragung durch den Paritätischen Gesamtverband, die nun im aktuellen Paritätischen Kita-Bericht veröffentlicht wurden. Besonders alarmierend ist, dass sich die Situation in vielen Kindertageseinrichtungen in den vergangenen zwei Jahren deutlich verschlechtert hat. Die bisherigen Bemühungen von Bund und Ländern, die Qualität in Kitas zu sichern, konnten diese Entwicklung nicht aufhalten.

Bundesweit fehlen 125.000 Fachkräfte im Kitabereich

Durchschnittlich fehlen in jeder Kita mehr als zwei Fachkräfte, häufig sind es sogar mehr. Das entspricht aktuell 125.000 fehlenden Fachkräften im gesamten Bereich der Kindertagesbetreuung. „Fehlende Fachkräfte sind ein doppeltes Problem“, merkt Juliane Meinhold, Leiterin der Abteilung für soziale Arbeit, an. „Personalmangel führt zu zusätzlichen Überstunden und einer zunehmenden Überlastung der vorhandenen Mitarbeiter*innen. Damit drohen weitere Personalausfälle. Und die Kinder haben das Nachsehen, weil Aktivitäten und Förderung eingeschränkt werden.“ Diese Zusammenhänge verdeutlicht auch der neu geschaffene Kita-Belastungs-Index, der zeigt, dass 22 Prozent der erfassten Kindertageseinrichtungen stark mehrfachbelastet sind.

Zitat Birgitt Pfeiffer

Inklusion auch in Bremen große Herausforderung

Das Schwerpunktthema des diesjährigen Kita-Berichts ist die Umsetzung von Inklusion. Erstmalig liegen Erkenntnisse zu der Umsetzung von Inklusion in Kindertageseinrichtungen vor. „Kinder mit Behinderung sind die besonders Leidtragenden in dieser Situation“ betont Juliane Meinhold. „Fehlende personelle Ausstattung und lange Verfahren verhindern, dass Kinder rechtzeitig die notwendige Unterstützung erhalten. Viele Fachkräfte und Eltern fühlen sich alleine gelassen“.

Die Inklusion im Kitabereich ist auch in Bremen eine der größten Herausforderungen. Das bestätigen Gespräche mit pädagogischen Leitungskräften großer Kita-Träger in Bremen. Unter dem Dach des Paritätischen Bremen gibt es in Bremen und Bremerhaven rund 40 gemeinnützige Kita-Träger und Elternvereine mit etwa 4.500 Betreuungsplätzen.

"Zwar hat Bremen so genannte Schwerpunkteinrichtungen eingerichtet, die vier Förderkinder pro Gruppe aufnehmen und eine zusätzliche Ausstattung erhalten. De facto ist dieses Programm aber nicht weiter ausgebaut worden, trotz eines rasanten Anstiegs der Kinderzahlen mit Förderbedarfen. Mittlerweile gibt es daher viele Regel-Kitas, die zusätzlich Förderkinder in den Gruppen haben, aber keine zusätzliche Ausstattung bekommen. Besonders gravierend sind die schleppenden Verfahren von der Bedarfsermittlung bis zur Bewilligung von kindspezifischen Inklusionsleistungen, wie es auch im Kita-Bericht bemängelt wird. Hier schneidet Bremen im Ländervergleich mal wieder schlecht ab: Die durchschnittliche Verfahrensdauer beträgt hier mehr als sechs Monate! Darunter leiden Kinder, Familien und Fachkräfte."

Birgitt Pfeiffer, Vorständin Paritätischer Bremen

Mit dem sogenannten Gute-Kita-Gesetz hat der Bund ab dem Jahr 2019 die Hoffnung geweckt, dass sich die Situation in Kindertageseinrichtungen flächendeckend verbessern könnte. Der Kita-Bericht des Paritätischen Gesamtverbandes zeigt aber sehr deutlich, dass sich zwischen 2021 und 2023 die Rahmenbedingungen in den meisten Kitas verschlechtert haben, insbesondere weil sich der Fachkräftemangel als große Belastung erweist.

Bessere Ausbildungsbedingungen gefordert

Der Paritätische Gesamtverband fordert, mehr Fachkräfte durch bessere Rahmenbedingungen in der Ausbildung zu gewinnen. So sollte grundsätzlich kein Schulgeld mehr gezahlt werden müssen, die Anrechnung von Auszubildenden auf den Personalschlüssel muss aufhören. Gleichzeitig ist zusätzliches Personal in inklusiv arbeitenden Kindertageseinrichtungen und in Einrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern, die von Benachteiligung bedroht sind, notwendig. Juliane Meinhold schlussfolgert: „Alle Kinder müssen in der Kita gut betreut werden. Und alle Mitarbeiter*innen müssen ihre Arbeit gut machen können. Das wird ohne eine zusätzliche Stärkung von Kindertageseinrichtungen nicht möglich sein.“

Der Paritätische Kita-Bericht basiert auf einer Online-Umfrage zur Qualitätssicherung in Kindertageseinrichtungen, an der zwischen Mai und Juni 2023 1.760 Mitarbeiter*innen aus Kitas teilgenommen haben. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Osnabrück erstellt.

Der gesamte Kitabericht 2024 als PDF

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