Fehlende Kita-Fachkräfte und mangelnde Inklusions-Ausstattung in Bremen

Titel Kitabericht 2022

Medieninformation

Paritätischer Wohlfahrtsverband veröffentlicht Kita-Bericht 2022

Bremen, 13. Juni 2022. Der aktuelle Kita-Bericht 2022 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes illustriert die höchst angespannte Situation in Deutschlands Kindertageseinrichtungen: Arbeitsbelastung und Rahmenbedingungen während der Pandemie sowie die unzureichende Personalsituation erschweren es, den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und führen zu einer hohen Unzufriedenheit bei den pädagogischen Fachkräften.

Auch in Bremen haben sich Kitas und Elternvereine an der Studie beteiligt* und zeichnen ein zum Teil dramatisches Bild. Der Paritätische Landesverband Bremen fordert angesichts der alarmierenden Befunde konzertierte Anstrengungen aller politischen Ebenen zur Qualitätsentwicklung und Fachkräftegewinnung.

Fehlende Fachkräfte und wachsende Belastung bei Kitaleitungen

Der Fachkräftemangel in Kitas ist laut Bericht so stark ausgeprägt, dass bei der Hälfte der bundesweit Befragten trotz vorhandener Plätze die Kapazitäten in den Einrichtungen nicht vollständig genutzt werden können. In Bremen stimmen dieser Aussage sogar rund 60 Prozent der befragten Kitas zu (siehe Abb. 14).

„Wenn Fachkräfte krankheitsbedingt oder durch Fortbildungen ausfallen, bekommt die häufig ohnehin schon dünne Personaldecke Löcher, worunter die Qualität der Arbeit massiv leidet“, sagt Wolfgang Luz, Vorstand des Paritätischen Bremen. „Aus Gesprächen und Beratungen mit Kitas wissen wir, dass diese manchmal schon froh sind, wenn Gruppen überhaupt noch aufrechterhalten werden können und nicht in den Notdienst gehen müssen“, so Luz.

Birgit Weber-Witt, pädagogische Geschäftsführerin der Kita Hanseatenkids, die in Bremen an sieben Standorten vertreten ist, bestätigt das Problem: „Es heißt immer, es fehlen Kita-Plätze. Was aber tatsächlich fehlt, ist das Personal, um diese Plätze bespielen zu können. Es wurde ausgebaut in Beton, aber nicht in Woman- bzw. Manpower für die Erzieherinnen und Erzieher."

In Bremen haben daher viele Kitas und Elternvereine ihre Personalsuche intensiviert. „Dennoch klagen die meisten über fehlende oder unpassende Bewerbungen, obwohl sie neue Kanäle der Personalgewinnung wie Headhunting oder Inserate in sozialen Medien ausprobieren“, so Wolfgang Luz. Diese Beobachtung spiegelt sich auch im Kitabericht (siehe z. B. Abb. 25).

Eine weitere Maßnahme, um dem akuten Personalmangel zu begegnen, ist eine gute und attraktive Ausbildung. Doch auch hier sind Personalressourcen gefragt, denn die Anleitung von pädagogischen Fachkräften in der Ausbildung ist zeitintensiv und anspruchsvoll. Laut Kitabericht halten rund 70 Prozent der Bremer Teilnehmenden die personelle Ausstattung für die Anleitung von Auszubildenden für nicht ausreichend (Abb. 18).

Katrin Bartsch, Fachberaterin für Kindertageeinrichtungen kritisiert: „Bremen hat vielfältige Angebote zur Qualifizierung von Personal geschaffen, aber diese müssen auch bedarfsorientiert in der Praxis begleitet werden können.“ Zum Beispiel müssten auch Berufsanfänger*innen nach der Ausbildung intensiv begleitet werden, um sicherzustellen, dass sie die Einrichtung nicht wegen Überforderung wieder verlassen.

Laut Kitabericht äußern sich in Bremen zwei Drittel der Teilnehmenden unzufrieden über die landesrechtlichen Vorgaben für Zeitkontingente von Leitungskräften und berichten von sehr hohem Arbeitsaufwand für die Leitungsaufgaben (Abb. 28). „Insbesondere in kleinen Einrichtungen, das wissen wir von einigen unserer Elternvereine, fehlt es zum Teil gänzlich an Leitungsausstattung. Bremens Trägervertreter*innen haben nach zwei Jahren Pandemie erneut deutlich darauf hingewiesen, dass sich die Anforderungen an Leitungskräfte immens verändert und erhöht haben. Sie haben daher die Behörde aufgefordert, ein zusätzliches Leitungsbudget einzuführen“, berichtet Wolfgang Luz. „Denn auch für die Leitung der Kitas werden dringend Fachkräfte gebraucht, sodass der Arbeitsbereich angemessen und attraktiv ausgestattet werden muss.“

82 Prozent beklagen Mangel bei Grundausstattung für Inklusion

Die Anzahl der Förderkinder ist in Bremen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, bei gleichzeitig gleichbleibender Ressource. „Das System ist überlastet. Es braucht in Bremen endlich einen Zeit- und Maßnahmenplan für Inklusion in allen Kitas, angemessene Rahmenbedingungen und eine Ressourcenausstattung, die die Teilhabe aller Kinder ermöglicht“, so Barbara Köberlein vom Quirl Kinderhäuser e. V.

Während einige Bundesländer laut Kitabericht von einer vergleichsweise guten Personalsituation im Bereich Inklusion berichten, ist die Lage in Bremen alarmierend: 82 Prozent der Teilnehmenden (die bundesweit höchste Nennung!) halten den Mangel im Bereich Inklusion für besonders ausgeprägt (Abb. 56). 60 Prozent der Befragten in Bremen geben außerdem an, dass Kinder aus benachteiligten Familien nicht ausreichend gefördert werden können – bundesweit teilen diese Einschätzung nur 44 Prozent.

„Durch die schleppende Bearbeitung der Förderanträge für Frühförderung und persönliche Assistenzen wird die Belastung im Alltag zusätzlich verschärft“, so Barbara Köberlein.

 

*Der Kita-Bericht des Paritätischen Gesamtverbands basiert auf einer Befragung von über 1.000 Kindertageseinrichtungen aus dem gesamten Bundesgebiet. Auch wenn die Angaben für einige Länder – in Bremen haben sich 18 Kitas und Elternvereine beteiligt – aufgrund geringer Fallzahlen nicht repräsentativ sind, so stimmen sie mit den Aussagen und Forderungen überein, die der Paritätische Bremen aus seinen zahlreichen Beratungen und Kooperationen mit Trägern und Elternvereinen kennt. Der Kitabericht 2022 wird am Dienstag, 14. Juni, offiziell vorgestellt.

Kita-Bericht 2022 online (PDF):

https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/doc/broschuere_kitabericht-2022.pdf

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