Treff für pflegende Kinder und Jugendliche bei den Paritätischen Pflegediensten

Zusammen stark sein

Wenn man von pflegenden Angehörigen spricht, denkt man automatisch an erwachsene Familienmitglieder. Aber oft sind es auch Kinder oder Jugendliche, die sich um ein pflegebedürftiges oder chronisch krankes Elternteil oder um ein behindertes Geschwisterkind kümmern. Aufgaben im Haushalt und nicht zuletzt Sorgen um die finanzielle Zukunft der Familie können schnell hinzukommen.  Keine leichte Lebenssituation für ein Kind.

Claudia Buß von den Paritätischen Pflegediensten Bremen kennt viele solcher Fälle persönlich. Im Mai 2020 startete sie deshalb ein Treffangebot für junge Pflegende im Alter von zehn bis 20 Jahren.  Bislang gibt es wenig gezielte Hilfsangebote oder Anlaufstellen. Das wollte sie ändern.

„Als Pflegedienst gehen wir ja in die Familien und sehen die Situation und die Belastung der Kinder vor Ort“, sagt Claudia Buß.  Die Kinder und Jugendlichen kochen, kaufen ein, putzen und übernehmen pflegerische Tätigkeiten, helfen ihrem Angehörigen beim Essen und Trinken, beim An- und Ausziehen oder bei der Medikamenteneinnahme. Häufig sei ihnen gar nicht bewusst, was sie alles leisten, berichtet Buß. Die Verantwortung kann zu Stress, Traurigkeit oder Einsamkeit führen. Oft verlieren die Kinder und Jugendlichen ihre Außenkontakte aus Zeitmangel oder möchten in der Schule oder im Freundeskreis nicht über ihre familiäre Situation sprechen. Nach Schätzungen einer Studie der Universität Witten-Herdecke im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums gibt es in Deutschland rund 225.000 pflegende Kinder und Jugendliche, auch „Young Carers“ genannt.

Claudia Buß möchte gemeinsam mit ihrem Kollegen Hannes Ewert den jungen Pflegenden einen vertraulichen Raum bieten, um sich mit anderen auszutauschen.  „Der Austausch mit Gleichaltrigen, die Ähnliches durchmachen, ist das beste Mittel, mit der Situation umzugehen. Niemand muss etwas erklären oder wird bemitleidet“, so Buß. Die beiden betreuen das Projekt ehrenamtlich, aber als Angebot der Paritätischen Pflegedienste.

Derzeit finden die Treffen digital statt, aber im nächsten Jahr sollen auch gemeinsame Kinobesuche, Kochabende oder Ausflüge stattfinden.

Interessierte können unter der Telefonnummer 0421/95 85 701 Kontakt mit Claudia Buß aufnehmen.

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